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Zuerst waren sie Arbeitshosen für Goldgräber und Cowboys. Dann ein Symbol des Protests gegen das Establishment. Heute sind Jeans Basics. Ein blaues Wunder, das sich immer wieder neu erfindet. Heuer ganz besonders. Es gibt drei Kleidungsstücke, die jeder Designer gern erfunden hätte. Das erste ist das weiße Hemd, das zweite das T-Shirt und dann kommen auch schon die Jeans. Geboren 1873 in Kalifornien, Vater: Löb Strauss (1829-1902) aus Buttenheim bei Bamberg, ausgewandert nach Amerika, Mutter: unbekannt. 1920 werden die Hosen wegen der Indigofärbung auf den Namen Blue Jeans getauft. Aktueller Status: Klassiker, Allrounder, Ikone. Eine ziemlich beeindruckende Karriere für simple Hosen. Wobei Jeans natürlich mehr sind als "nur" Hosen. Der legendäre Modeschöpfer Yves Saint Laurent (1936-2008) sah in ihnen die "spektakulärste, praktischste, lässigste" Version einer Hose und attestierte ihnen "Ausdrucksstärke, Sex-Appeal und Einfachheit". Erfolgsgeheimnis: Klassenlose Uniform Jeans gehören längst zur Grundausstattung von (beinahe) jedem und sind deswegen eigentlich nichts wirklich Besonderes mehr. Trotzdem, oder vielleicht gerade deshalb, haben sie erstaunlich wenig von ihrem Image, das sie durch Filmstars wie Marlon Brando, James Dean und Marilyn Monroe, die sie in den 1950er-Jahren weltberühmt gemacht haben, eingebüßt. Nach wie vor sind sie cool, lässig und bequem, nach wie vor einen Hauch rebellisch, immer noch nonkonformistisch. Eine Art klassenlose Uniform. Das ist aber nur ein Teil ihres Erfolgsgeheimnisses. Der andere liegt vermutlich darin, dass sie, weil sie eben Klassiker sind, sich unangestrengt immer wieder neu erfinden. Jeans in allen Varianten Auch heuer. Wie die Mode im Allgemeinen schwelgen auch Jeans gern in der Vergangenheit. Das macht dann zum Beispiel Bootcut-Formen (gerade geschnitten, an den Waden leicht ausgestellt), an denen in den 2000er-Jahren kein Weg vorbeiführte, wieder ausgesprochen modern. Ebenfalls Trend sind Flare Jeans (Schlaghosen, die ab dem Knie ausgestellt sind), ein Must-have aus den 1970er-Jahren. Sowie Jeans mit Bundfalte (!) und ballonförmigen Beinen, sogenannte Slouchy Jeans, und Culottes (reichen bis zum bzw. knapp unter das Knie) aus Denim. Dazu gesellen sich auch alle anderen Arten von bequemen Modellen wie Boyfried-Jeans, Baggy-Pants oder Mom-Jeans. Das Jahr 2020 bringt auch ein Wiedersehen mit Latzjeans, Bermudas und Shorts, neu eingestiegen sind Overalls. Ein Comeback feiern Jeansröcke, wahlweise in den Längen Mini oder Midi, die guten alten Jeanshemden und - wenn schon, denn schon - natürlich auch Jeansjacken, die sich aktuell gern oversized, also gemütlich großzügig geschnitten, geben. Wer mag, kann Denim von Kopf bis Fuß tragen und gibt sich so als Fashion-Insider zu erkennen. Auch wer zu Jeans mit markanter Frontnaht greift, demonstriert Trendbewusstsein. Trendfarben: Classic Blue, Weiß und Grau Eine kleine Überraschung gibt es bei den Farben. 2020 steht zwar im Zeichen von "Classic Blue", bei Jeans geben aber Weiß (nicht reines, kaltes Weiß, sondern dezentes Creme), verwaschenes Grau sowie sommerlich helles Blau den Ton an. Das typisch dunkle Jeansblau ist über jede Modeströmung erhaben und hat - Überraschung! - immer Saison. Ein kleiner Gruß aus den 1980er-Jahren sind auffällige Waschungen sowie sogenannte Ripped Jeans, die an bestimmten Stellen - manchmal großflächig, manchmal nur dezent - zerrissen sind. Ein Megatrend sind Patchwork-Optiken, der dazugehörige Fachbegriff lautet Two-Toned Denim und bezeichnet Jeans, bei denen die Beine im Extremfall in unterschiedlichen Waschungen gehalten sind. Megatrend: Nachhaltigkeit Alles schon einmal da gewesen? Ja. Und auch wieder: Nein. Nachhaltigkeit ist auch und gerade bei Jeans - die konventionelle Herstellung von Denim ist für die Umwelt, gelinde gesagt, eine Katastrophe - ein wichtiges Thema. Und führte zur Entwicklung innovativer Verfahren, die echte Alternativen zu aufwendigen Waschungen (Jeans werden für bestimmte Optiken zwischen drei und zehn Mal gewaschen) sind, weitgehend auf Chemikalien verzichten und so deutlich ressourcenschonender agieren.